EuK-Herbsttagung 2025
Zusammenhalt: Solidarität statt Ausgrenzung
Bei der EuK-Herbsttagung am 14. und 15. November 2025 im Bernhäuser Forst ging es um die Suche nach Zusammenhalt und Identität.
Dabei wurde deutlich, dass Zusammenhalt eine geistliche Seite hat. Weil wir Christen „Sünder und Gerechtfertigte zugleich“ sind, ist die Kirche fehlerfreundlich. Wenn Kirche Zusammenhalt fördert, dann nicht auf Kosten anderer, die ausgegrenzt werden. Stattdessen ist die Solidarität aller in der Gesellschaft leitend für den Zusammenhalt.
Auf der Herbsttagung wurden Damaris Läpple und Friedrich July zum neuen EuK-Vorstand gewählt.
Zusammenhalt nicht auf Kosten anderer
Dr. Christian Illian ist Gymnasiallehrer in Karlsruhe und Organisationsberater. Er zeigte auf, dass es Gruppen in der Gesellschaft gibt, die ihren Zusammenhalt dadurch stärken, dass sie sich von anderen abgrenzen. Eine gängige Parole laute „Wir sind das Volk“. Nicht gesagt, aber gemeint wird: „… und die anderen gehören nicht dazu.“
Die Kirche müssen einen anderen Weg gehen, weil die von ihr vertretene Rechtfertigungslehre ein Mittel gegen Polarisierung ist. „Wir sind Sünder und Gerechte zugleich. Deshalb müssen wir andere nicht ausgrenzen“, meinte Illian.
Die Kirche sei eine Gemeinschaft von Menschen, die sich mit ihren Schwächen gegenseitig akzeptieren. Das unterbricht die Produktion von Feindbildern. Die Kirche leben von vorneherein im Pluralismus der Gesellschaft. „Pluralismus gab es schon am Anfang des Christentums“, erinnerte der Theologe. Deshalb gebe es ja vier Evangelien in der Bibel. „Der biblische Kanon ist ein Beleg für die Akzeptanz des Pluralismus“, so Illian. Er schlug vor, die Kirche als Trainingszentrum für das Verzeihen zu profilieren.
„Zusammenhalt ist nicht nur eine gesellschaftliche Frage, sondern eine geistliche Größe, ein Ausdruck des Glaubens. Menschen gehören nicht durch Leistung dazu, sondern durch Gnade“, betonte Illian.
Verschiedene Blicke auf den "Zusammenhalt"
Bei einem Podiumsgespräch waren die Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg Annette Noller, der Waldenbucher Bürgermeister Chris Nathan und der neue Militärdekan in Koblenz Pascal Kober zu Gast. Kober brachte auch seine Erfahrungen als Bundespolitiker der FDP mit in die Diskussion in. Alle drei erläuterten ihre Sichtweise auf den Beitrag der Kirche zum Zusammenhalt der Gesellschaft.
Erfahrungen aus Stuttgarts Stadtmitte
Eberhard Schwarz war Citypfarrer an der Hospitalkirche Stuttgart und aktiv an der Entwicklung des Cityquartiers beteiligt. Aus seiner Sicht kann die Kirche viel zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen. So soll die Kirche die Wahrnehmungsfähigkeit für soziale Ungleichheit schärfen. Ebenfalls soll sie Menschen unterstützen, die selbst nicht die Kraft dazu haben, ihren Platz in der Gesellschaft zu behaupten. Und schließlich stehe die Kirche für eine verantwortliche Zusammenarbeit mit Stadt und Staat im Rahmen der Subsidiarität. Damit folge sie Jesus, der durch sein Handeln und sein Reden Freiräume geschaffen hat, in denen Menschen anders sein dürfen als in der festgeschriebenen Sozialordnung.